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Andreas Zeuch:
Feel it! So viel Intuition verträgt Ihr Unternehmen

ISBN: 3527504672
Erscheinungsjahr: 2010
Wiley-VCH Verlag

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Bauch und Kopf
        


 
ahlen, Daten, Fakten – so heißt das Mantra der modernen Unternehmensführung, denn erst nach sorgfältigem Sammeln, Verarbeiten, Bewerten und Abwägen von Informationen trifft der homo oeconomicus Entscheidungen. Was durch Zahlen und knallharte Fakten belegt ist, muss eine gute Entscheidung sein – so die weit verbreitete Meinung in Unternehmen. »Pseudorationalismus« nennt Andreas Zeuch in seinem Buch Feel it! den Glauben daran, Intuition und Gefühle aus dem Arbeitsleben verdrängen zu können. Dass mehr Informationen zwangsläufig zu besseren Entscheidungen führen, entlarvt der Autor als »Lügengeschichte der Wirtschaft«. Denn Intuition und Rationalität sind unmöglich voneinander zu trennen. Zahlreiche Studien belegen: Ohne professionelle Intuition fällt Erfolg schwer.

Viele Entscheidungen entstehen aus dem Bauch heraus – auch in der Wirtschaftswelt. Daran ändert auch nichts, dass die emotional getroffenen Entscheidungen hinterher einen rationalen Anstrich erhalten. Aber Intuition alleine führt auch nicht ans Ziel. Darum geht es Andreas Zeuch in seinem Buch: Will man zu guten Entscheidungen kommen, darf es nicht heißen: Bauch statt Kopf. Das richtige Zusammenspiel beider Seiten ist entscheidend. In Feel it! steht daher die Professionalisierung von Intuition im Vordergrund. Denn, so der Autor, unser Denken ist ohnehin nicht von unbewussten Impulsen zu trennen – wäre es daher nicht besser, die sich im Unbewussten abspielenden Kräfte, die dadurch beflügelte Kreativität zu nutzen? Sind nicht Rationalität und Sachlichkeit Zeugen der längst vergangenen Zeit der mechanischen Arbeitsteilung und gilt es nicht heute eher, Menschen in den Mittelpunkt zu stellen? Vor diesem Hintergrund beleuchtet Andreas Zeuch ausgewogen beide Aspekte – sowohl Intuition als auch Rationalität – und plädiert dafür, »beide Seiten zu sehen und auszuhalten, die Vorteile und die Nachteile. Es ist ein Sowohl-als-auch und kein Entweder-oder«. Daher muss sich auch jedes Unternehmen fragen, wie viel Intuition es verträgt. Nicht in jedem Fall muss es sinnvoll sein, auf Intuition zu setzen. Die passende Balance zwischen Rationalität und Intuition muss das Ziel sein, denn: »Es braucht auch die Erbsenzähler.«

Was das Buch lesenswert macht, ist besonders die Tatsache, dass im Gegensatz zu vielen anderen Büchern, die die Intuition lobpreisen, Andreas Zeuch auch den gesamten Entscheidungsapparat eines Unternehmens einbezieht. Er handelt Intuition nicht bloß als Mittel der persönlichen Entscheidungsfähigkeit ab, sondern geht über die individuelle Ebene hinaus und beschreibt sie als Tor zu einer neuen Unternehmenskultur. Will man Intuition in die Entscheidungsfindung in Unternehmen integrieren, geht es um mehr als einfach mal auf sein Bauchgefühl zu hören: Die Entscheidungsprozesse gehören auf den Prüfstand, die Grundannahmen über Unbewusstes und Bewusstsein müssen hinterfragt werden und ein neues Verständnis von Hierarchie und Selbstorganisation sollte in Unternehmen einkehren. Die gesamte auf den Vorstellungen, der Mensch sei ein homo oeconomicus, basierende Unternehmenskultur gehöre umgekrempelt. »Intuition ist subversiv. Sie hinterfragt bestehende Unternehmenskulturen und Managementrituale.« Eine »effektive Entscheidungskultur« müsse entwickelt werden; laut Zeuch beruht diese auf fünf Prinzipien und bindet Intuition systematisch ein: Anfängergeist, Selbstorganisation, Fehlerfreundlichkeit, Möglichkeitsräume, Vertrauen.

Mit seinem Buch Feel it! weist Andreas Zeuch den »Pseudorationalisten« nach, dass sie sich auf dem Holzweg befinden. Wer glaubt, mit Zahlen und Fakten Fehlerlosigkeit und Planbarkeit erreichen zu können, wiegt sich in falscher Sicherheit. Der Autor greift auf ein großes Repertoire an verschiedensten Quellen aus dem betriebswirtschaftlichen, psychologischen und neurowissenschaftlichen Bereich zurück und untermauert seine Aussagen mit einer Vielzahl von Studien und Experimenten. Die Intuition wird nicht unkritisch in den Himmel gelobt, der Autor zeigt auch die Fallstricke: Nicht jedes Bauchgefühl muss auch Intuition sein, oft wirft uns die Macht der Gewohnheit in alte Muster zurück oder ist der Wunsch Vater eines Gedankens. Dies ist umso mehr Grund, Intuition zu professionalisieren und sowohl auch Bauch als auch den Kopf zu hören.