arken und Werbung sind aus unserem Alltagsleben nicht mehr wegzudenken. Welche Macht sie über uns haben, wie sie uns täglich beeinflussen, das untersucht Brand New. In teilweise provokanten Beiträgen werden die Rolle der Marke im Laufe der Geschichte sowie ihre heutige Bedeutung dargestellt.

Fünf Kapitel liefern die Einsicht, dass sich die Werbebotschaften im Laufe des letzten Jahrhunderts kaum verändert haben. Allerdings hat im gleichen Zeitraum die Vorherrschaft von Markenprodukten, die in die privatesten Ecken unseres Lebens vordringen, stark zugenommen.

Im ersten Kapitel widmet sich die Herausgeberin selbst, Jane Pavitt, Dozentin für Produktdesign an der University of Brighton und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Londoner Victoria & Albert Museum, der Frage, wie Markenwert entsteht und demonstriert dies anhand vieler Beispiele aus der Vergangenheit.

Im zweiten Kapitel beschreiben Marketingprofessor Patrick Barwise und Unternehmensberaterin Andrea Dunham sowie Mark Ritson, Assistant Professor an der London Business School, einen Markenbegriff, der immer auch die Assoziationen mit einschließt, die ein Name beim Verbraucher weckt. Wie sehr die Gefühls- und Erwartungshaltung der Kunden den Markenwert konstituiert, zeigen Beispiele wie Coca Cola, BMW oder adidas.

Das dritte Kapitel stellt den Supermarkt als einen der Hauptschauplätze der Marke in den Mittelpunkt: »Die Welt ist ein Warenhaus.« Aaron Betsky, Kurator für Architektur und Design am Museum of Modern Art in San Francisco, geht der Frage nach, inwieweit die Gestaltung der Verkaufsräume uns selbst als Konsumenten als auch die Marke bestimmt.

Im vierten Kapitel diskutiert Jane Pavitt die Wirkung von Marken auf den Menschen. Inwieweit machen uns Marken zu dem, was wir sind? Geht es beim Einkauf bloß darum, »Dinge« zu kaufen oder kaufen wir uns mit Marken nicht immer auch ein Stückchen Identität?

Das wohl interessanteste Kapitel ist das abschließende, das einen Überblick über die Protestbewegungen gegen die Übermacht der Marken, über die Kritik an der Allgegenwart der Werbung zeichnet. Gareth Williams, der Ko-Kurator der Ausstellung »Brand.New«, zu dessen Anlass das vorliegende Buch erschien, geht dem Phänomen des »Subvertising«, der Gegenreaktion auf globales Marketing, auf den Grund. Hier werden unter anderem Kampagnen von Greenpeace und Anti-Werbungs-Aktionen von »Adbusters«, dem wohl berühmtesten »subvertiser«, vorgestellt.

Neben diesen fünf großen Kapiteln steht eine Auswahl an kürzeren Texten, die eine »Momentaufnahme des Markenwesens und Verbraucherverhaltens« quer durch die Welt präsentieren. So wird beispielsweise diskutiert, wieso wir Fälschungen kaufen oder wie durch Branding ein neues Großbritannien geschaffen werden sollte.

Was das Buch vor allem so interessant macht, ist die breite, bunt gemischte Autorenschaft, die eine Bandbreite an unterschiedlichen Themen und Meinungen garantiert. Es kommen Historiker, Designer, Soziologen, aber auch Leute aus der Wirtschaft, also die Macher von Marken und Werbung selbst, zu Wort. Das Buch bietet viele in der Marketingliteratur ansonsten unberücksichtigte Aspekte und ungewöhnliche Sichtweisen.

Nicht nur der Inhalt von „Brand New“ besticht, auch sein Äußeres ist beeindruckend: Das Buch ist aufwendig gestaltet und mit einer Vielzahl exzellenter Photos ausgestattet.

Insgesamt ist mit Brand New eine wunderschöne Mischung aus Fachbuch und Bildband gelungen, die sowohl tiefe Einblicke in die Welt des Markenwesens bietet als auch einfach nur zum Durchblättern einlädt.