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Mind Mapping: Kreative Lernmethode und Hilfsmittel für das Wissensmanagement
Durch die Verbindung von logischem und visuellem Denken gehört Mind Mapping schon lange zu den beliebtesten Kreativitätstechniken. Inzwischen wurde die Methode weiterentwickelt und bahnt sich den Weg, zum individuellen Wissensmanager zu werden.

        


 
ind-Mapping ist eine bereits ältere Methode aus dem Bereich der Kreativitätstechniken, die sich bislang als Lerntechnik und Instrument des Wissensmanagement nur begrenzt durchsetzen konnte. Dies mag daran liegen, dass Tony Buzan, Schöpfer des Ansatzes, diese Methode bereits in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts als individuelle Vorgehensweise entwickelt hat. Mit Hilfe von Mind-Maps konnte Buzan das Denkvermögen einzelner Personen zwar deutlich verbessern, allerdings nur dort, wo es um ein individuelles Brainstorming und Strukturieren⁄Ordnen von Einfällen, Ideen und Gedanken ging. Ihr Manko daher: begrenzte Gruppentauglichkeit und daher geringe Chancen, sinnvoll in teamorientierter Lern- und Arbeitsumgebungen, z.B. auch im Seminar, eingesetzt zu werden.

Integration mit dem Wissensmanagement
Mittlerweile ist die Methode weiterentwickelt und für neue Anwendungsfelder erweitert worden. Einige Software-Produkte ermöglichen es inzwischen, sie nicht nur als individuelle Lern- und Arbeitstechnik, sondern auch in virtuellen Projektgruppen und Teams einzusetzen. Ein weiterer Schritt ist es nun, das Verfahren des Mind-Mapping in das derzeit viel diskutierte »Wissensmanagement« einzubinden und als Hilfsmittel des »Lebenslangen Lernens« zu etablieren.

Mind-Mapping setzt an einer alltäglichen Erfahrung an: Wir können unsere Gedächtsnisleistung und Merkfähigkeit deutlich verbessern, wenn wir nicht bloße Fakten und lose Informationen, sondern ganzheitliche Inhalte aufnehmen.

333 – bei Issos Keilerei. Mit diesem einfachen Satz konnte ich mir bis heute merken, dass im Jahr 333 v.Chr. eine Schlacht zwischen den Griechen und den Persern stattgefunden hat, in der Alexander der Große bei Issos einen historischen Sieg erringen konnte - immerhin mehr als 30 Jahre lang! Als Gitarrenschüler lernte ich damals auch den an sich unsinnigen Satz »Eine Alte Dumme Gans Holt Eier« – die Anfangsbuchstaben bezeichnen die Grundstimmung des Instruments.

Beide Gehirnhälften ansprechen
Buzan ging dem Geheimnis des Erfolgs solcher »Eselsbrücken« auf den Grund und fand heraus, warum dies so ist: Derartige Wortspiele verbinden das logische Denken der linken Gehirnhälfte mit dem visuellen Vorstellungsvermögen der rechten Gehirnhäfte. Und Mind-Maps sind deshalb so lernwirksam, weil auch sie beide Gehirnhälften ansprechen und logisches mit visuellem Denken synergetisch verknüpfen.

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. Diese bekannte Weisheit macht sich das Mind-Mapping zudem in ganz spezifischer Weise zunutze. Mind-Maps erheben den Anspruch, die Landkarten unseres Wissens, Straßen- und Wegekarten von Gruppendiskussionen sowie Inventurlisten von Ideen, Gedanken und Hinweisen in einer bildlichen Form wiederzugeben.

Dazu nutzen sie ein einfaches, der Natur entliehenes Vorbild: das Wachstum eines Baumes. Um einen Stamm (das Thema) herum bilden sich Hauptäste (Gedankenzweige), die sich ihrerseits im Laufe der Zeit immer weiter nach außen hin verzweigen (Verästelungen). Mind-Maps schaffen Übersicht über ein Thema, lassen sich als strukturierte Stichwortsammlung für freie Vorträge nutzen. Sie erschließen uns ein zu bearbeitendes Thema in all seinen Tiefen, lassen sich als Kurzschrift eines Vortrags, als Grundstruktur eines Artikels oder als Planungsinstrument für Seminare oder Unterrichtsstunden verwenden. Dies sind die klassischen Einsatzformen.

Mind Maps als individuelle Wissensmanager
Doch auch unserem Lernen können sie kreative Impulse verleihen. Zum Beispiel als individueller Wissensmanager – zur Feststellung unseres Wissensbedarfs und Bilanzierung unseres Lernfortschritts. Versuchen wir auch hier, uns zunächst eine bildliche Analogie zu schaffen. Stellen wir uns einmal Lernen als den Produktionsprozess von Wissen vor. Wir haben ein Ziel, einen Idealzustand, den wir erreichen wollen oder – im Beruf – aufgrund unserer Aufgaben erreichen müssen. Welches Wissen fehlt uns noch, um diesem Idealzustand möglichst nahe zu kommen und unser Ziel zu verwirklichen?

Zeichnen wir unsere Landkarte des Lernbedarfs. Ausgehend von dem Stamm »Mein Lernbedarf« stellen wir zunächst einmal fest, auf welchen Lernfeldern (Hauptäste) wir aktiv werden wollen und was wir dort zu lernen gedenken (Verästelung Themen) und welche Inhalte dies umfasst (weitere Verästelung Inhalte). Die damit entstehende Übersicht lässt sich als »Eröffnungsbilanz« unseres persönlichen Wissensmanagements verstehen. Wir wissen, wohin wir wollen, und können uns nun überlegen, mit welchen Schritten wir unseren Lernbedarf abbauen wollen. Dafür könnten wir eine gesonderte »to-do-Liste« anlegen, oder einfach unser Mind-Map erweitern, indem wir den Inhalten eine weitere Verästelung mit den anstehenden Maßnahmen zufügen.

Mind-Maps sind jedoch keine Neuauflage des Nürnberger Trichters. Lernen müssen wir noch selbst. Doch unseren Lernfortschritt können wir anhand der Maps kontrollieren und sichtbar machen, indem wir unsere Eröffnungsbilanz zur Zwischenbilanz umarbeiten. Dies geschieht, indem die erfolgten Lernaktivitäten durch rotes Durchstreichen der »to-dos« kenntlich gemacht werden. Wer über einen Mind-Manager am PC verfügt, kann sie auch aus der Karte entfernen und so einen stets aktuellen Status Quo erzeugen. Und wie schön, wenn dieser sichtbar immer kleiner wird und am Ende nur noch der Begriff »Mein Lernbedarf« ganz allein für sich erscheint...

Den Gedanken freien Lauf lassen
Für das Anlegen von Mind-Maps benötigt man nicht unbedingt einen Computer. Ein einfaches Blatt Papier, etwa DIN A 4 oder für größere Aufgaben DIN A 3, ist für das individuelle Erstellen solcher Ideen- und Gedankenbäume ausreichend. Dazu ein paar bunte Stifte (rot, blau, grün, schwarz mit verschiedenen Schreibstärken), illustrierende Skizzen – schon haben Sie das notwendige Werkzeug beisammen. Für die Arbeit mit Gruppen eignen sich Kreidetafel oder Moderationswand mit Moderationsstiften. Das Thema des Maps sollte in der Blatt- oder Wandmitte platziert und mit einer Wolke umhüllt werden, damit es sich von den übrigen Bemerkungen abhebt und die Aufmerksamkeit immer wieder auf die zentrale Fragestellung lenkt.

Ob in Einzelarbeit oder in der Gruppe: Lassen Sie Ihren Ideen und Einfällen freien Lauf, hüpfen Sie wie ein Vogel von Ast zu Ast, um den Gedanken freien Lauf zu lassen. Eintragungen in den Maps sollten stets als bündelnde Schlüsselbegriffe oder Schlagworte erfolgen, die aus kurzen, ein bis drei Worte umfassenden Textbausteinen bestehen. Je kürzer, umso besser. In der Kürze liegt die Würze, denn sie zwingt uns zu klaren Formulierungen und transparenten Aussagen. Ausnahme: Zitate, Sprichwörter oder Namen. Ganze Sätze oder auch nur Halbsätze sind unbedingt zu vermeiden, da diese in der Regel eine abgeschlossene Aussage machen und damit einen Endzustand des Denkens signalisieren. Sie sind für einen späteren Gedankenfluss ungeeignet und bremsen die Dynamik der Map aus.

Mind-Maps sind »Schreib-Zeichnungen«, die einen aktuellen Zustand festhalten und für eine spätere Nutzung zugänglich machen. Bei kontinuierlicher Nutzung solcher Maps lassen sich Themenbausteine ordnen, Hierarchien aufbauen (Thema – Oberbegriffe – Inhalte), neue Verbindungslinien aufbauen, ein tieferes Verständnis für den Gegenstand erzeugen und ein prozessorientiertes Denken schulen (»Der Weg ist das Ziel.«).

Wo die Möglichkeit besteht, auf eine entsprechende Computer-Software zurückzugreifen, lassen sich auch in Projekt- oder Lerngruppen Mind-Maps anlegen und pflegen, um so via Computer und Intranet⁄Internet gemeinsam einen Überblick über zu bearbeitende Fragestellungen zu schaffen oder ein Projekt zu bearbeiten.

Und noch einmal zurück zum Wissensmanagement. Mit Hilfe des Programms lassen sich auch Wissenslandkarten anlegen, in denen die Stichworte und Begriffe der Map mit weiteren Informationen hinterlegt sind, eine technische Meisterleistung, die dazu genutzt werden kann, z. B. betriebliches Marketing-Wissen gemeinsam im Team zu pflegen, Kompetenzprofile der Mitarbeiter auf »Gelben Seiten« zur Verfügung zu hinterlegen oder ein »schwarzes Brett« mit aktuellen Informationen zu unterhalten.