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Gunter Dueck:
Das Neue und seine Feinde. Wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

ISBN: 359339717X
Erscheinungsjahr: 2013
Campus Verlag

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Mit Herzblutenergie
        


 
arum hängt der Mensch so am Alten und tut sich zumeist schwer mit der Durchsetzung des Neuen? Wer schon einmal in einem Unternehmen oder einer sonstigen Organisation damit befasst war, Änderungen herbeizuführen, der weiß, welch erstaunliches Beharrungsvermögen Menschen an den Tag legen können. Dabei sind Unternehmen heute gefordert, Innovation auf Innovation hervorzubringen, um im Wettbewerb bestehen zu können. Die Geschichte ist vollgepflastert mit Beispielen, wie Unternehmen neue Ideen links liegen ließen und hernach beobachten mussten, wie andere damit Erfolg hatten: Banken lachten über Internetbanken, Kodak ignorierte Digitalkameras und die Buchbranche die eBooks.

»Jede neue Idee durchläuft drei Entwicklungsstufen: In der ersten wird sie belacht, in der zweiten bekämpft, in der dritten ist sie selbstverständlich«, wusste schon Arthur Schopenhauer. Dass das Neue Feinde hat und Ideen Zeit brauchen, um sich durchzusetzen, macht nun Gunter Dueck zum Thema seines neuen Buches. Allein schon durch diese Einsicht unterscheidet sich das Buch wohltuend vom Gros der Innovationsliteratur. An das Management von Innovationen wird allzu oft zu naiv herangegangen: Die richtige Idee sei schon die halbe Miete, zusammen mit passender Methode und stringentem Prozess wird dann auch ein bombensicherer Erfolg daraus. Dass es so einfach freilich nicht ist, stellt Gunter Dueck nachvollziehbar in Das Neue und seine Feinde dar.

Aber das heißt nicht, dass er jeglicher guten Idee die Erfolgsaussichten abspricht und die Herkulesaufgabe der Innovation für nicht machbar hält. Man müsse sich nur von dem Gedanken verabschieden, dass es auf die Idee ankommt. »Die hat buchstäblich jeder«, meint Dueck. Viel entscheidender sei es, der Idee zum Durchbruch zu verhelfen. Und dabei kommt es auf »Energie, Herzblut, Durchsetzung, eine glückliche Hand, ein tolles Gründerteam, verständnisvolle Investoren, Geduld« an. Keinen dieser Faktoren beinhalten in der Regel die üblichen Erfolgsrezepte für Innovationen. Natürlich geht es nicht ohne Idee, aber nur wenn sie mit ausdauernder Energie verfolgt und über alle Hindernisse hinweg durchgefochten wird, wenn die Zeit dafür reif ist, dann wird sie sich auch durchsetzen.

Denn Unternehmen verfügen über ein Immunsystem, das Fremdes und Neues zunächst als nicht anschlussfähig erkennt und abstößt. Werden neue Ideen daher zu früh ruchbar, ist ihnen auch recht bald schon wieder ihr Ende beschieden. Der richtige Zeitpunkt ist entscheidend: Bevor Neues nicht mit den zentralen Instanzen im Unternehmen abgesprochen und akzeptiert ist, sind die Widerstände zu groß. Daher gilt es, möglichst lange im Verborgenen zu agieren, Reaktionen auf Andeutungen zu sammeln und Ideen marktförmiger zu gestalten, um am »Tipping Point« damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Bis dahin ist der Innovator Einzelkämpfer.

Dass viele Ideen auf der Strecke bleiben, hat auch damit zu tun, dass nicht jeder Mensch zum Innovator geboren ist: Nicht jedermann besteht im Kampf mit den »aber«-Argumenten, mit Skepsis oder gar totaler Ablehnung. Denn es sind vier Typen von Menschen, die immer auf den Plan treten, sobald sich Neues ankündigt: Die aufgeschlossenen und von der Idee überzeugten Protagonisten, die etwas skeptischeren »OpenMinds«, die die Idee grundsätzlich gut finden, aber immer noch ein »Wenn« nachschieben. Vorwiegend Nachteile an Neuem sehen die »ClosedMinds« und schließlich sind da noch die Antagonisten, die absolut gegen das Neue sind und es rundheraus bekämpfen.

Die Auseinandersetzung mit diesen Akteuren muss jede Idee bestehen, die groß heraus kommen möchte. Letztlich wird nur jene Idee Wirklichkeit, die im Gegenwind nicht schon zuvor umgepustet wird. Daher weist Dueck immer wieder auch auf die Bedeutung von Unterstützern hin. Als Pre-Innovation bezeichnet der Autor den Aufbau von Netzwerken aus Mitspielern, die Informationen beschaffen, Einschätzungen abgeben oder Ressourcen beisteuern. Ein solches Partnernetzwerk muss rechtzeitig vor der eigentlichen Innovation bereitstehen, damit es zum passenden Zeitpunkt in Anspruch genommen werden kann.

Das Neue und seine Feinde ist eine lohnende Lektüre nicht nur für jene, die mit Veränderungsprozessen befasst sind und sich dem Ausbremsen von Neuem entgegenstellen möchten. Denn Gunter Dueck versteht es wunderbar, die Funktionsweise von Management in großen Unternehmen darzustellen. Mit viel Sarkasmus schildert er die Managementfunktion, die vorgibt, Innovationen anzutreiben, sie in Wahrheit aber nur allzu oft verhindert.