ie Wirtschaftskrise greift massiv auch in die unternehmerische Planung ein. Langfristige Entwicklungsvorhaben fallen nur zu oft kurzfristigen Aktionen der Krisenbewältigung zum Opfer. Dies macht sich nicht zuletzt im Personalbereich bemerkbar: Budgetkürzungen und die Streichung von Weiterbildung sind an der Tagesordnung. In den turbulenten Krisenzeiten von heute werden oftmals langfristige Investitionen eingefroren, weil die Situation zu unüberschaubar und die Entwicklung zu unsicher scheinen. Das operative Geschäft artet dann oftmals in puren Aktionismus aus und verdrängt strategische Planungen und die gezielte Förderung von Mitarbeitern.

Die Mitarbeiter bleiben vom neuen Wind, der durch das krisengeschüttelte Unternehmen pfeift, nicht unberührt: Die Angst um den Arbeitsplatz macht sich breit, Kommunikationsbeziehungen verschlechtern sich, Motivation und Arbeitsmoral sinken und die Gerüchteküche brodelt. Gute Mitarbeiter, die in wirtschaftlich besseren Zeiten mit großem Aufwand noch gefördert wurden, sehen sich nach einem anderen Arbeitgeber um. Hierbei zeigt sich, dass Unternehmen auf Kosten ihrer Zukunft sparen. Den widrigen Umständen zu trotzen und die Personalentwicklung nicht links liegen zu lassen, ist gerade in der Krise wichtig, um beim nächsten Aufschwung zu den Gewinnern zu zählen.

Manfred Becker hält in der Neuauflage seines Buches Personalentwicklung eben jene theoretischen Grundlagen bereit, auf denen eine zukunftsorientierte, systematische Personalentwicklung aufsetzt. Umfassend stellt der Universitätsprofessor in seinem Standardwerk die vielfältigen Aspekte der Personalentwicklung vor, auf deren Basis Unternehmen die Krise nutzen können, um Potentiale und Perspektiven kritisch zu analysieren und durch Einsatz geeigneter Instrumente die neuen Herausforderungen zu meistern.

Ausgiebig geht Becker auf die wissenschaftlichen Grundlagen ein und beschreibt relevante Erkenntnisse anderer Wissenschaften, welche die Personalentwicklung als interdisziplinäre Forschung in ihr Aussagensystem übernommen hat. So versteht etwa die Betriebswirtschaftslehre Personal als Wertschöpfungsfaktor, die Volkswirtschaftslehre untersucht Personal als Wettbewerbsfaktor, der wesentlich den Wohlstand eines Volkes mitbegründet, die Pädagogik richtet ihr Augenmerk auf Lernhandlungen, die Soziologie interessiert sich etwa für die Formen der Arbeit im Wandel der Produktionsverhältnisse und der sozialen Wert- und Normenvorstellungen und die Psychologie untersucht das Empfinden und Verhalten der arbeitenden Menschen.

Da sich Personalentwicklung nicht im wertfreien Raum vollzieht, behandelt Becker auch ausführlich die normativen Voraussetzungen systematischer Personalentwicklung. Normen und Regeln bestimmen die Ziele, Inhalte und Methoden der Personalentwicklung. Ausführungen zum Wertewandel, zur Unternehmenskultur und Unternehmensführung stecken den Handlungsrahmen der Personalentwicklung ab. Ohne Kenntnis der normativen Grundlagen besteht die Gefahr, die Grenzen der Zuständigkeit zu übertreten oder den Kern der Aufgaben zu verfehlen.

Obwohl das Buch den Anspruch hat, wissenschaftliche Erkenntnisse mit Relevanz zur Personalentwicklung zusammenzustellen, kommt der Praxisbezug nicht zu kurz. Manfred Becker versteht sein Werk durchaus als Praxisbuch und es gelingt ihm durch Behandlung von Inhalten und Handlungsfeldern der praktischen Personalentwicklung immer wieder konkrete gestalterische Impulse für Personalentwickler zu geben. Das Buch leistet damit auch einen wesentlichen Beitrag zur Professionalisierung der Personalentwicklung als auch zum weiteren Ausbau zu einer Kernfunktion in Unternehmen. Manfred Beckers Standardwerk vermittelt jenes wissenschaftlich-konzeptionelle Fundament, ohne das eine leistungsfähige Personalentwicklung in der Praxis nicht funktionieren kann.