ettbewerb und Strategie ist eine Zusammenstellung von 13 Artikeln des Strategie-Papstes Michael E. Porter aus den letzten beiden Jahrzehnten, wobei der Autor in einem ausführlichen Vorwort die enthaltenen Arbeiten in einen systematischen Zusammenhang stellt.

Die Zeitlosigkeit seiner Forschungsthemen der Wettbewerbsstrategie und der internationalen Wettbewerbsfähigkeit tröstet darüber hinweg, dass nur zwei der ausgewählten Artikel neu sind und in diesem Band erstmalig veröffentlicht werden. Der Rest der Artikel wurde bereits früher abgedruckt. Für treue Porter-Leser dürfte das Buch daher eine wenig lohnende Anschaffung sein. Für »Porter-Neulinge« allerdings bietet Wettbewerb und Strategie einen guten Querschnitt durch die Arbeiten des Harvard Business School Professors.

Michael E. Porter ist international anerkannter Experte auf den Gebieten Wettbewerbsstrategie und internationaler Wettbewerb. Er verfasste 15 Bücher und berät führende Regierungsbeamte und Wirtschaftsführer in allen Teilen der Welt. Außerdem ist er als Berater für namhafte amerikanische und internationale Unternehmen tätig, darunter AT&T, DuPont, Procter & Gamble, Royal Dutch & Shell.

Das Buch besteht aus drei Teilen, wobei man gleich im ersten Teil auf Altbekanntes stößt: das berühmte Five-Forces-Modell. Da im Mittelpunkt des Wettbewerbs die Struktur und Entwicklung von Branchen sowie die Art und Weise, wie Unternehmen in ihrer Branche Wettbewerbsvorteile erlangen und aufrechterhalten, steht, müssen Unternehmen die fünf entscheidenden Wettbewerbskräfte kennen: Kunden, Lieferanten, neue Marktteilnehmer, alternative Produkte, Zahl und Stärke der Wettbewerber. Der erste Teil des Buches enthält verschiedene Aufsätze zum Thema des Wettbewerbs und der Strategie von Unternehmen.

Der zweite Teil des Buches befasst sich mit der immer stärker werdenden Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit. Porter identifiziert zwei Herausforderungen, die ein Unternehmen meistern muss, um eine internationale Strategie zu entwickeln: einerseits ist es notwendig zu verstehen, wie sich die Standortbedingungen auf den Wettbewerb auswirken und andererseits muss sich das Unternehmen durch eine grenzüberschreitende Koordinierung seiner Aktivitäten in regionalen oder globalen Netzwerken einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.

Porter kommt nach Analyse des Einflusses des Standortes auf den Wettbewerb zu dem Schluss, dass bei der Gestaltung ihres Wettbewerbskontextes neue Aufgaben auf Unternehmen zukommen, dass die Beziehungen zwischen Unternehmen, lokalen Verwaltungen und anderen Einrichtungen neu definiert und neue Konzepte zur Betrachtung der staatlichen Politik entwickelt werden müssen.

In diesem zweiten Teil des Buches sind auch die beiden bisher unveröffentlichten Artikel, die Porters neueste Forschungserkenntnisse enthalten, zu finden. In »Cluster und Wettbewerb: Neue Aufgaben für Unternehmen, Politik und Institutionen« führt Porter sein Konzept der »Cluster« aus: Cluster eröffnen eine neue Perspektive der Wirtschaft und bieten neue Möglichkeiten der Gestaltung der Beziehungen zwischen Wirtschaft und Politik oder zwischen Wirtschaft und Institutionen. Michael E. Porter geht der Frage nach, wie Unternehmen, die miteinander im Wettbewerb stehen, dennoch durch Synergien Wettbewerbvorteile erringen und ausbauen können.

In »Ortsübergreifender Wettbewerb: Wettbewerbsvorteile dank einer globalen Strategie« verbindet der Autor die beiden Dimensionen internationaler Strategien: Standort und globale Vernetzung. International tätige Unternehmen müssen ihre verstreuten Aktivitäten in ein globales Netzwerk verwandeln, um die Vorteile der Vernetzung auszunutzen.

Der dritte Teil des Buches widmet sich scheinbar sozialen Fragen, die nach Porter jedoch mit der Wirtschaft und dem Wettbewerb zusammenhängen. Zur Bewältigung der Umweltprobleme, der Verarmung der amerikanischen Innenstädte, der Krise der Gesundheitsvorsorge und der sich öffnenden Einkommensschere ist daher ein umfassendes Verständnis von Wettbewerb der erste Schritt zur Lösung dieser Probleme. Besonders dieser dritte Teil ist interessant: obwohl er zum größten Teil die amerikanische Sicht der Dinge darlegt, bietet Michael E. Porter hier - für den Wirtschaftsbereich - ungewöhnliche Themen und Lösungsansätze.

Seit zwei Jahrzehnten sind Michael E. Porters Arbeiten nicht aus der Diskussion über Wettbewerb und Strategie wegzudenken. Porters Argumente für den Wettbewerb, der Innovation und Fortschritt freisetzt, haben die Debatte wesentlich geprägt. In dem vorliegenden Sammelband zeigt sich einmal mehr, dass Porter unbestritten zu den innovativsten Ökonomen seiner Zeit gehört.