Home         Autoren         Newsletter         Kontakt         Impressum
Typisch Deutsch!
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts saßen die Deutschen wie Raupen in ihren Kokons. Sie jammerten über die Fesseln ihrer Richtlinien und Vorschriften – aber sie hatten nicht den Mut, sie zu zerreißen. Sie stöhnten über die Last der Steuern und Abgaben – aber sie hatten nicht die Kraft, sie abzuwerfen. Sie klagten über die Diktatur der Bürokraten – aber sie hatten nicht das Selbstbewusstsein, sie fortzujagen. So klagten sie und litten sie.

        


 
ie Deutschen sahen sich selbst als Raupen, die geboren waren, zu kriechen: als Untertanen. Der Staat kümmerte sich um alles. Der Staat nahm aber auch alles! Jeder zog sich in seinen Schmollwinkel zurück und baute sich seinen eigenen Kokon; und alle Deutsche zusammen einen riesengroßen: aus Bürokratie und Sicherheits-Vorschriften, aus Richt-Linien und Versicherungs-Policen. Endlich blieb die böse Welt draußen. Jetzt konnte nichts mehr passieren. Es passierte jetzt auch nichts mehr! Es wurde dunkel und ganz still. Es war zwar eng, aber auch schön bequem. Bei soviel Faulheit begann es schließlich überall zu faulen. Und das Gejammer wurde immer stärker.

Dieses Klagen und Stöhnen hörte ein prachtvoller, großer, bunter Schmetterling. »Typisch Deutsch!« dachte er. Doch dann besann er sich. Er war ja selbst mal eine Raupe gewesen, und die Deutschen waren schon mal Schmetterlinge! So etwa alle 60 Jahre sind sie aus ihren Kokons ausgebrochen und haben dann ihre ganze Pracht als Schmetterlinge ausgebreitet: als Dichter und Denker, als Ärzte und Philosophen, als Erfinder und Unternehmer.

»Gründer-Jahre« und »Wirtschafts-Wunder«
Vor 120 Jahren zum Beispiel zeigten die Deutschen in den »Gründer-Jahren«, was in ihnen steckt: an Erfinder-Geist und Unternehmer-Qualitäten. Persönlichkeiten wie Daimler und Benz, Krupp und Otto, Maybach und Linde, Siemens und Bosch, sie alle sind noch heute Symbole der damaligen Aufbruch-Stimmung. Und die deutschen Naturwissenschaftler sprengten die Fesseln vergangener Weltbilder. Max Planck, Heinrich Hertz, W.C. Röntgen, Robert Koch und später Albert Einstein sind nur einige Forscher, die Deutschland den Ruf von Erfindergeist und Innovation einbrachten.

60 Jahre zuvor, so erinnert sich der Schmetterling, befreiten sich die Deutschen von der Last der Adels-Herrschaft. 1817 zogen Hunderte von Studenten auf die Wartburg, und am 27. Mai 1832 folgten beim Hambacher Fest 30 000 Menschen der schwarz-rot-goldenen Flagge mit der Aufschrift »Deutschlands Wiedergeburt«. Wie gesagt, 60 Jahre später, in den Jahren um 1885 explodierte der Unternehmer-Geist in Deutschland – auf der Basis des neu erwachten National-Stolzes im zweiten deutschen Kaiser-Reich. Und weitere 60 Jahre später, nach 1945, waren wieder Unternehmertum und Einfalls-Reichtum gefordert, diesmal bei allen Menschen in Deutschland. Allerdings nicht aus National-Stolz, sondern aus Überlebens-Willen. Das Ergebnis glich einem Wunder! Als »Wirtschafts-Wunder« ging es in die Geschichte ein.

Diese Gedanken machen den Schmetterling richtig wütend. „Gejammert ist genug! Wacht endlich auf!« ruft er den Raupen zu: »Jetzt sind die 60 Jahre wieder um. Die Zeit ist reif – für einen Durch-Bruch des Kokons und einen Auf-Bruch in die schöne, bunte Welt der Schmetterlinge. Eure Zukunft liegt in Eurer Herkunft!«

Sozial oder unsozial?
Mit wildem Flügelschlag ruft er den Raupen zu: »Sprengt die Fesseln Eurer Entmündigung! Befreit Euch von den Bürokraten und Funktionären. Die stehlen Euch Eure Eigenverantwortung! Der Staat nennt es »Fürsorge«. Aber er will nur Macht über Euch. Er nimmt Euch all Euer Geld, bis ihr nicht mehr selbst für Euch und Eure Lieben sorgen könnt. Dann seid Ihr abhängig von ihm und seinen Bürokraten. Dann müsst ihr um jedes Almosen bitten. Wo bleibt denn Euer Stolz! Denkt immer daran: Ein Staat, der so sozial ist, Euch alles zu geben, was Ihr wollt, dieser Staat ist auch so unsozial, Euch alles zu nehmen, was Ihr habt – Euer Geld, Eure Freiheit und auch Euren Stolz! Lasst Euch das nicht gefallen! Verdoppelt Euer Netto-Einkommen und führt den »Zehn-Prozent-Staat« ein. Zehn Prozent Staat sind genug. Zehn Prozent der Bürokratie, zehn Prozent Einkommensteuer und zehn Prozent Sozialabgaben, das reicht!«

Bei soviel Provokation kommt Bewegung in den Riesenkokon. Aus dem Innern hört man die beruhigende Stimme der Politiker aller Couleur: »Was willst du eigentlich. Wir haben doch die Agenda 2010! Die ist der Schritt in die richtige Richtung.« Das war das Stichwort und das Reizwort für viele Bürger in ihren kleinen Kokons. Sie schimpften los: »Die erzeugt doch nur Verlierer! Die Rentner und die Arbeitslosen, die Kranken und die sozial Schwachen, alle bekommen sie weniger Geld. Aber die arbeitende Bevölkerung erhält netto auch nicht mehr. Was soll das Ganze? Die einzigen Gewinner sind die Bürokraten, wie die 12 000 neuen Vermittler bei der Bundesanstalt für Arbeit beweisen.«

Die Stimmen werden immer lauter: »Wir lassen uns nicht mehr bevormunden. Wir wollen unser doppeltes Gehalt! Dann gibt es auch wieder richtiges Wachstum in Deutschland!« Die Politiker, Verbände und Gewerkschaften beginnen, sich heftig zu verteidigen: »Wo bleibt denn Eure Solidarität? Ihr setzt die vielen sozialen Errungenschaften der letzten 100 Jahre aufs Spiel. Der Staat braucht so viel Geld für all seine Aufgaben. Lieber sollen die Bürger weniger konsumieren!«

Freiheit statt Umverteilung
Das war zu viel. Der Riesenkokon Deutschland erzittert. Das klingt schon fast nach Revolution: »Es nutzt nichts, den Staat um zehn Prozent zu reduzieren. Er muss auf zehn Prozent zurückgeschnitten werden! Durch die riesigen, anonymen Umverteilungs-Apparate habt Ihr die Solidarität zwischen den Menschen geschwächt.« Aus einer anderen Ecke kommt volle Zustimmung: »Gelebte Solidarität beruht auf persönlicher Beziehung und eigener Betroffenheit. Helfen und helfen lassen, das verbindet Menschen. Das schafft Gemeinsinn und Gemeinschaft. Die vielen freiwilligen, ehrenamtlichen Helfer und die Hilfsbereitschaft bei den letzten Flutkatastrophen sind doch deutliche Beweise dafür!« Wellen der Zustimmung schwingen durch den Kokon. Alles gerät in Bewegung.

Jetzt greift der prachtvolle Schmetterling wieder ein: »Stoppt die anonyme Zwangs-Solidarität und aktiviert die persönliche Beziehungs-Solidarität in Familie und Gemeinde. Mit Eurem doppelten Gehalt könnt Ihr für Euch selbst, für Eure Familie und auch für Eure Eltern sorgen. Und Ihr könnt Euren Freunden und Nachbarn helfen, wenn die in Not geraten oder arbeitslos werden. Euer Staat hat Euch die Freude am Helfen gestohlen. Holt sie Euch wieder zurück! Ihr braucht keine Agenda 2010, sondern eine Vision 2020: 20 Prozent Abgaben und 200 Prozent Nettoeinkommen«

Jetzt ist der große bunte Schmetterling so richtig außer Atem. Aber es hat gewirkt! Die ersten jungen Schmetterlinge brechen aus ihrem Kokon. Sie richten sich auf und befreien sich von ihren eigenen Zukunfts-Ängsten. Sie zerbeißen die Richt-Linien und streifen sich die Fesseln ab. Mit lauten Rufen »Wir sind der Staat!« »Wir sind das Volk!« »Zehn Prozent sind genug!« verjagen sie die Bürokraten, Funktionäre und Bedenken-Träger. Dann sprengen sie ihren Egoismus-Panzer und entfalten ihre prächtigen Flügel. Mit kräftigen Flügelschlägen verscheuchen sie die ewigen Bremser und schicken sie zurück in den Staub ihrer Amtsstuben. Vor lauter Stolz, Kraft und Selbst-Bewusstsein leuchten ihre Augen und ihre bunten Flügel.

Dieses Vorbild macht Mut. Erst zehn, dann hundert, dann Tausende und schließlich Millionen Deutsche kommen in Bewegung. Ein wirklich buntes Treiben erschüttert den riesigen Kokon Deutschland. Dann endlich! Ein Ruck, und er bricht auf. Ein großartiges Bild. Millionen von Schmetterlingen fliegen in die Freiheit, an das Licht der Sonne: die neuen »Gründer-Jahre« und das neue »Wirtschafts-Wunder«.

Alles braucht seine Zeit.
Alles hat seine Zeit.
Jetzt ist es soweit!

Aus der Ferne kann man es ganz deutlich sehen. Millionen Schmetterlinge formen sich zu einem Riesen-Schmetterling, der seine Flügel ausbreitet: farben-froh und kraft-voll. Typisch Deutsch! Seine Farben sind Schwarz, Rot und Gold. Bei dem Hambacher Fest im Jahre 1832 beschrieben die Redner die Bedeutung dieser Farben: »Schwarz« für die Dunkelheit, in der man damals lebte, »Rot« für das Herzblut, mit dem man sich engagierte und »Gold« für die aufgehende Sonne der neuen Freiheit. Wie alt und doch so neu!  

Folgendes könnte Sie auch interessieren:

  Raus aus dem Jammertal!

  Weiter jammern – oder machen?